Bei einem Kongress sprach vor mir ein Mann im Dreiteiler.
Drei Bulletpoints pro Slide.
Ein Chart mit sieben Farben.
Am Ende sagte er: „Die Zukunft ist Digital.“ Die Leute nickten.
Ich fragte mich: Wenn alles klar war – warum fühlte es sich dann so leer an?
Ich ging auf die Bühne – ohne Jackett, ohne Soundeffekt, mit einem Foto aus meiner Kindheit und der Frage: „Wann war das letzte Mal, dass du etwas gesagt hast, das dich selbst überrascht hat?“
Und plötzlich war der Raum still.
Nicht wegen mir.
Wegen der Frage.
Ich habe viele dieser Sätze gehört.
Sie klingen richtig.
Aber sie fühlen sich falsch an.
Weil sie nichts auslösen.
Weil sie sagen, was alle sagen würden – und gerade deshalb nichts sagen.
Ich komme aus einer Welt, in der Sätze überlebenswichtig sind.
Nicht strategisch.
Existentiell.
Wenn du dort nicht sichtbar bist, bist du nicht da.
Wenn du nicht formulierst, was du willst, entscheidet jemand anders für dich.
Ich komme aus dem Hip-Hop.
Nicht als Sound.
Als System von Eigenmacht.
Als Sprache, die Haltung war – nicht Werbebotschaft.
Dort lernst du nicht, wie man eine Marke baut. Sondern, wie man sich nicht verliert.
Die meisten Marken heute?
Verpackung.
Slogans.
Farben.
Identitätsrhetorik.
Aber wenn der Pitch vorbei ist, bleibt oft nichts übrig.
Ich habe gesehen, wie Menschen etwas Eigenes in sich tragen – aber sich nicht trauen, es zu sagen.
Wie Familienunternehmen sich selbst fremd werden. Wie Startups lauter werden,
weil sie nicht mehr wissen, was sie meinen.
Und das stört mich.
Nicht moralisch.
Sondern ganz praktisch.
Weil Menschen, die sich nicht ausdrücken können, sich nicht entscheiden können.
Und Marken, die sich nicht entscheiden, sind laut – aber wirkungslos.
Deshalb gibt es die Erdem Academy nicht als Akademie.
Sondern als Frage:
Was bleibt übrig, wenn du nichts mehr behaupten musst?
Was sagst du,
wenn du wirklich nur das sagen willst,
was du glaubst?
Hier geht es nicht darum, neue Trends zu lehren. Sondern alte Gedanken zu verlernen.
Nicht lauter zu sein – sondern klarer.
Nicht mutiger zu wirken – sondern aufrichtig genug zu sein, um zu zeigen:
Das bin ich.
Und das nicht mehr.